Vor mir steht ein Smoothie. Er ist grün, was vieles bedeuten kann: Kiwis sind zum Beispiel grün und lecker. Spinat hingegen ist einfach nur grün.
Die Farbe dieses Smoothies stammt aber von Wildkräutern, lasse ich mir sagen. Frisch und selbst gepflückt. Und überraschend lecker.
Der Mann, der mir schräg gegenüber sitzt, trinkt jeden Tag so einen Smoothie, erzählt er und gießt sich noch einmal nach.
Ob er zufrieden ist mit seinem Leben, möchte ich wissen, weil die Basis für Gespräche dieser Art zu passen scheint.
Ich meine die Antwort in seinen Augen lesen zu können, noch bevor er sie in Worte verpackt.
„Aber“, möchte er betonen „ich lerne immer noch täglich dazu“.
Er war etwa in meinem Alter, als er afrikanische Länder bereiste. Ausgestattet mit jahrelanger Meditations- und Selbstreflexionserfahrung meinte er, seinen Frieden mit der Welt und zu bestimmten Themen gefunden zu haben.
„Ich hatte jede Angst vor dem Tod abgelegt und war mir sicher, diesen Schritt irgendwann in Frieden gehen zu können“, führte er seine Geschichte weiter aus.
Dann bekam er Malaria und lag viele Tage bei sehr schlechter körperlicher Verfassung in einem Zelt.
Er spürte plötzlich, wie sich sein Puls verlangsamte. Und fing dann vor lauter Todesangst an zu schreien.
„Diese Erfahrung hat mich viel gelehrt“, resümiert er. Er habe seinen Hochmut und seine Meinung von einer ultimativen Wahrheit abgelegt.
Wer weiß denn schon, wie es sich in Schuhen läuft, die man noch nie anprobiert hat?
Und auch wenn man sich vorher Situationen vorgestellt und ausgemalt hat, so kann man doch nicht abschließend beurteilen, wie es sich wirklich anfühlt.
Ich kenne diese Momente, in denen ich überrascht feststellte: Aha, so fühlt es sich also an (Kinder zu be-kommen, Krebs zu haben, Beziehungen zu beenden oder zu beginnen,…) Und manchmal deckten sich diese Augenblicke mit dem, wie ich es etwa erwartet hätte und manchmal haben sie sich ganz anders angefühlt.
Ich finde den Gedanken hilfreich, diese Überheblichkeit abzulegen, die mir manchmal vorgaukelt, das Leben anderer Menschen beurteilen zu können. Wie sollte das denn auch funktionieren, wenn man selbst vom eigenen Leben ständig überrascht ist?