Löwenzahn, Gänseblümchen und diese lila Blüten vom
Klee. Aus einer solchen Kombination besteht der Blumenstrauß,
den meine Tochter mir überreicht und er ist
wirklich schön. Viel schöner ist natürlich die dahinter
stehende Geste und die Freude in den Augen meiner
Tochter.
„Danke“, sage ich und will ihn in der Jackentasche verstauen.
Keine gute Idee, findet die 6Jährige. Er könne
dort zerknicken. Und zuhause muss er dann schnell in
eine Vase. Da müssen wir dann gucken, ob er immer
genug Wasser hat. Sonst verwelkt er ja. Er darf nie verwelken.
Ihre Augen füllen sich mit Tränen, als sie weiterdenkt
und ihr klar wird, dass er es irgendwann tun wird.
Schönes festhalten zu wollen, ist ein Wunsch, den ich so
sehr nachvollziehen kann: den harmonischen Moment
mit den Kindern am Lagerfeuer – währenddessen schon
werde ich melancholisch, weil ich weiß, dass er vergehen
wird. Das niedliche (und krass anstrengende..) Kleinkindalter
des 2Jährigen. Der besagte Blumenstrauß. Alles im Leben
und das Leben selbst.
Und dann dieser Schmerz, wenn man erkennt, dass alles
vergänglich ist.
„Dieser Blumenstrauß ist genau jetzt für uns schön. Ich
kann dir nicht versprechen, wie er morgen aussieht und
übermorgen ist er vermutlich verwelkt.
Aber wäre es nicht schade, wenn wir uns jetzt nicht über
seine Schönheit freuen können, nur weil diese morgen
vielleicht nicht mehr da ist?“
Meine Tochter schüttelt ihren Kopf und ich senke meinen.
Ich verstehe sie doch so sehr und wie soll ich etwas
vermitteln, was ich selbst erst erlerne? Ich kann es nur
gemeinsam mit ihr üben. Denn auch mir fällt es sehr
schwer, zu verinnerlichen, dass man aufhören muss, festzuhalten,
um das Herz ganz frei haben zu können.