Irgendwann, wenn die Kinder aus der Trotzphase raus sind, dann…
Wenn ich das Studium abgeschlossen habe, dann… Und wenn ich erst in Rente bin, dann…
…und wenn der Punkt kommen sollte, an dem man erkennt, dass es vielleicht gar kein Irgendwann mehr geben wird?
Wenn man nicht mehr einem großen Höhepunkt hinterherjagen kann, um dann, ja dann, auch wirklich zufrieden sein zu können?
Was macht man dann mit seiner Schubkarre voller unausgesprochener Worte und aufgeschobenen Wünschen? Und mit den akkurat zusammengefalteten Lebensplänen, bei denen man keine Eile vermutete? Man nahm ja an, dass die Lebenszeit brav auf einer Holzbank sitzend dar-auf warten würde, bis man wirklich bereit ist, mit dem zu beginnen, wonach das Herz sich doch schon immer seht.
Aber was wenn irgendwann der Tag kommt, an dem man realisieren muss, dass die angepeilten Zukunftsaussichten nie erreicht werden können? Wenn es zu Ende geht, bevor man zugelassen hat, dass es wirklich anfangen konnte?
Und wenn der Gedanke daran, nicht einfach nur irgendein krasser Mindfuck ist, sondern Realität wird?
Wer zahlt dann für all die ungelebten Träume, nicht zugelassenen Bedürfnisse oder die aufgeschobene Zeit?Wenn aus einem „Irgendwann…“ ein „hätte ich mal…“ werden sollte. Gibt man dann dem Leben die Schuld oder sich selbst?
Kann man auch früher ansetzen?
Neue Ideen zulassen, Mut haben im Beruf und noch viel mehr in der Liebe. Alte Beziehungen klären und neuen den Raum geben, der sich passend anfühlt.
Einfach das Leben nicht aufschieben und Gefühle nicht wegschieben (sie wollen meist gesehen werden und wer-den sich sonst an anderer Stelle bemerkbar machen).
Seinen Frieden im aktuellen Chaos finden oder neue Möglichkeiten suchen.
Man ist nicht immer so handlungsunfähig, wie man manchmal meint.
Schuldet man seinen Träumen nicht noch etwas Leben? Nicht erst irgendwann. Weil irgendwann ein verdammt vages Wort ohne Garantie ist. Und weil ein Aufschieben des Lebens ein riskantes Unterfangen ist, für das manchmal unvorstellbar teuer gezahlt werden muss.