„Denken Sie dran, Sie sind keine Statistik. Vergessen Sie
alle Zahlen und Wahrscheinlichkeiten. Sie können nichts
über Sie als Einzelfall aussagen“.
Können sie das wirklich nicht?
Ich gebe zu, in meinen Statistikvorlesungen bin ich meist
nur körperlich anwesend, aber liegt der Sinn solcher
Statistiken nicht gerade darin, Wahrscheinlichkeiten zu
benennen?
Natürlich gibt es innerhalb dessen Abweichungen und
auch extreme Ausreißer nach oben und unten. Aber
kann man diesen Zahlen nicht trotzdem den wahrscheinlichsten
Verlauf entnehmen?
Das Fehlgeburtsrisiko in den ersten drei Monaten beträgt
beispielsweise ca. 15%. Trotzdem verschweigen viele
Frauen noch ihre Schwangerschaft, weil diese Zeit als so
„gefährlich“ eingestuft wird.
Ist 15% viel oder wenig?
Für denjenigen, den es trifft, ist es eine in sich einstürzende
Welt, auch wenn es bei 85% aller Frauen einen
guten Verlauf nimmt.
Kannst du dem wahrscheinlichsten Fall vertrauen oder hast du trotzdem Angst?
Und spielt es bei so einer Frage auch immer eine Rolle,
wie viel für dich davon abhängt?
Eine angenommene 50% Chance beim Glücksspiel zu
gewinnen – machst du mit oder nicht? Und wie sieht es
bei 30% oder 80% aus? Würdest du bei 99% dein Monatseinkommen
verwetten? Dein Haus? Was hast du
bisher für Erfahrungen gesammelt und welchen Einfluss
haben diese?
Die Überlebensrate bei Hodenkrebs beträgt durchschnittlich
96%, die bei Bauchspeicheldrüsenkrebs 10%.
Und trotzdem sterben Menschen auch am Erstgenannten
oder überleben das Zweite.
Bist du dennoch in dem einen Fall durch die Statistik beruhigt
und im anderen verunsichert?
Im Alter von 35 Jahren muss eine von 110 Frauen damit
rechnen, innerhalb der nächsten zehn Jahre an Brustkrebs
zu erkranken. Wie wahrscheinlich ist es gewesen,
sogar noch eher zu erkranken?
Du würfelst zwei Sechsen hintereinander. Weißt du wie
hoch die Wahrscheinlichkeit beim nächsten Wurf auf
eine Sechs ist?
Und was würdest du darauf wetten, dass es so kommt
und was darauf, dass eine andere Zahl oben liegt?
Du hast eine 70% Chance zu überleben. Schaffst du es,
dem Leben zu vertrauen?