Freitagmorgens…
schlürfen wir kurz vor halb 8 zum Auto…
…die vergangene Nacht war mies und nicht durch ausreichend
Schlaf gekennzeichnet.
Nachdem ich Kind 1
und 2 im Auto angeschnallt habe, bleiben mir noch etwa
30 Sekunden, um den vehement alle vier Gliedmaßen
abstreckenden Jüngsten in seinem Sitz anzugurten bevor
die fehlfunktionierende Alarmanlage des Autos angehen
wird, wofür mein Nervenkostüm definitiv noch nicht
gewappnet ist. Mit eisigen Fingern werde ich die Scheiben
frei kratzen – von außen und von innen. Ein 20 Jahre
altes Auto hat halt so seine Eigenarten, von denen man
nur die wenigsten als wirklich charismatisch bezeichnen
könnte. Beim Hinausgehen aus der Kita lassen Regentropfen
und unangenehmer Wind nicht gerade Vorfreude
auf mein folgendes morgendliches Joggingprogramm
entstehen.
Freitagmorgens…
schlürfen wir kurz vor halb 8 zum Auto…
… ich jubele mir selbst zu, als alle drei Kinder angeschnallt
sind, ich die Scheiben freigekratzt habe und das
Auto sich entschlossen hat anzuspringen. Der 1Jährige
will „pulalu“ hören und so singen wir alle vier zu „Hulapalu“
in gehobener Lautstärke mit. Einer versucht den
Dialekt zu imitieren, ein anderer den ungefähren Ton zu
treffen, jemand hält scherzhaft seine Ohren zu und ein
Vierter übt sich im Headbanging.
Wir diskutieren noch kurz die Musikauswahl für den
Rückweg und ich verlasse den Kindergarten, um noch
rasch meine morgendliche halbe Stunde zu joggen, durch
die ich mich jedes Mal ziemlich quäle, aber hinterher sehr
stolz auf mich sein werde.
Es ist derselbe Morgen, derselbe Zeitausschnitt. Beide
Schilderungen sind unterschiedlich. Und beide wahr.
Worte und Bilder können authentisch sein, aber trotzdem
jeweils nur einen Bruchteil dessen abbilden, was
eine Person erlebt, denkt oder fühlt. Oder zeigen möchte.
Ich versuche mich in meinen Fotos und dem Geschriebenen
wiederzuerkennen und bin froh, dass es gelingt.
Meine Priorität hier ist eine authentische Verarbeitung
meiner Krankheitsgeschichte, die mir selbst helfen und
etwas von mir konservieren soll für den Fall, dass ich
irgendwann keine eigenen Geschichten mehr schreiben
kann.
Dabei bilde ich jeweils meine Meinung ab, hinter der ich
stehe, die aber Wandel unterworfen ist: ich entwickele
mich, reife, verändere Sichtweisen, hinterfrage, revidiere
und wachse.
Was ich nicht möchte, ist andere belehren. Dafür ist
mir zu sehr bewusst, dass es nicht eine allgemeingültige,
universelle Wahrheit gibt, sondern jeder sein Leben aufgrund
unterschiedlicher Sichtweisen anders betrachtet
und gestaltet.
Be kind. always.