In Deutschland leben derzeit über 1,5 Millionen Menschen, die an Krebs erkrankt sind. Der Anteil der Erkrankten, die fünf Jahre nach Erstdiagnose noch am Leben sind, liegt bei etwa 70%.
Krebserkrankungen zählen somit zu den häufigsten Todesursachen.
Es ist nachvollziehbar, dass angesichts dieser Zahlen Betroffene auf der Suche nach Möglichkeiten sind, ihre Überlebenswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Hierbei stolpern Betroffene fast zwangsläufig über eine Vielzahl verschiedener, heilungsversprechender Angebote, die nicht immer seriös und teilweise auch gefährlich sind.
Der Frage, wie man seriöse von unseriösen Angeboten abgrenzen kann, bin ich in dem Text „Auf Krebserkrankungen bezogene Gesundheitsinformationen aus dem Internet überprüfen“ schon mal nachgegangen.
Im Folgenden sollen konkrete Möglichkeiten näher beleuchtet werden.
Schulmedizin, Alternativmedizin, Komplementärmedizin – was ist das eigentlich?
Komplementäre Medizin bezeichnet meist ergänzende Maßnahmen, die parallel zu schulmedizinischen Maßnahmen durchgeführt werden.
Alternativmedizin wird oft als Alternative zur Schulmedizin bezeichnet, deren Anhänger von wissenschaftlich fundierten Therapien abraten.
Schulmedizin bzw. evidenz-basierte Medizin bezeichnet das Wissen über die Entstehung und Behandlung von Krankheiten, die auf wissenschaftlich nachweisbaren Fakten aufbaut.
Der Krebsinformationsdienst hat ein informatives Faktenblatt zum Thema alternative und komplementäre Krebsmedizin erstellt, welches dafür sensibilisieren soll, dass nicht alles, was als „natürlich“ oder „pflanzlich“ bezeichnet wird, auch als harmlos eingestuft werden kann.
Nicht hinreichend erforschte Mittel können die reguläre Krebsbehandlung stören, indem sie beispielsweise deren Wirkung abschwächen.
Alternativmedizin statt Schulmedizin?
Es gibt verschiedene Gründe, aus denen sich Betroffene gegen eine konventionelle Behandlung entscheiden. Hierzu zählen insbesondere mangelnde Informationen oder der Wunsch nach Heilung.
Die evidenz-basierte Medizin kann auch heute trotz enormen medizinischen Fortschritten keine Heilung garantieren, während manch unseriöse Anbieter alternativer Behandlungsmethoden leider genau damit werben.
Die Betrachung der Fakten ist ernüchternd:
Erkrankte, die sich gegen die schulmedizinische Behandlung entscheiden, sterben signifikant früher.
Die Todesfälle der Patienten, die sich auf die Alternativmedizin verließen, ist ungefähr doppelt so hoch,wie bei Patienten, welche die konventionelle Behandlung durchliefen.
Die genauen Daten kann man der Originalstudie entnehmen.
Hieraus ergibt sich auch, dass insbesondere bei Brustkrebs das Sterberisiko unter der alternativmedizinischen Therapie fünfmal so hoch ist wie bei schulmedizinischer Behandlung.
Interessante Gedanken zu dieser Studie werden in diesem Blogbeitrag nochmal ausgeführt.
Der Spiegel beleuchtet in diesem Artikel auch nochmal die Gefahren der Alternativmedizin.
Auch lässt sich dieser Studie entnehmen, dass jeder zweite Patient (45%), der sich alternativ behandeln lies, innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose starb. In der Gruppe der schulmedizinisch Behandelten waren es nur 22%.
Komplementärmedizin als Ergänzung der Schulmedizin?
Das Spektrum an komplementärmedizinischen Angeboten ist riesig und kaum überschaubar.
Es ist auf jeden Fall ratsam mögliche Therapien mit dem Onkologen abzustimmen, da nur dieser abschließend beurteilen kann, ob die komplämentären Ansätze möglicherweise den Erfolg der regulären Therapie mildern können.
(Ein Beispiel hierfür wären Vitamin C-Infusionen, die die Wirkung einer Krebstherapie vermindern können).
Soll ich mich an einen Heilpraktiker wenden?
Ein Onkologe durchläuft ein langjähriges Medizinstudium und spezialisiert sich mehrere Jahre auf den Fachbereich der Onkologie.
Ein Heilpraktiker hingegen verfügt nicht zwingend über onkologisches Fachwissen.
Naturgemäß hat ein Heilpraktiker auch nicht das Wissen über Medizin wie studierte Fachleute, so dass es infrage gestellt werden kann, ob er mögliche Einflüsse der von ihm empfohlenen Therapiemethoden auf die konventionell angewandte Therapie überhaupt fachlich beurteilen kann.
Krebspatienten wenden sich oft aus den Gründen an Heilpraktiker, weil sie ihre Hoffnung auf Heilung unterstützen wollen, aktiv etwas zu ihrer Gesundung beitragen möchten oder sich eine verbesserte Lebensqualität erhoffen.
Auch fühlen sich Betroffene beim Heilpraktiker oft mehr „verstanden“ und „in ihrer Gesamtheit wahrgenommen“, was damit zu tun hat, dass Ärzte oft nicht die Möglichkeit haben, den Betroffenen die Zeit zu widmen, die sie sich wünschen würden.
Der Beruf des Heilpraktikers ist durch das Heilpraktikergesetz geregelt. Es gibt keine gesetzlich vorgeschriebene Ausbildungsordnung, sowie keine Fortbildungspflicht.
Betroffene kritisieren oft zu recht, mangelnde Zeit oder Anteilnahme der behandlenden Onkologen. Oft ist nicht Zeit und Raum vorhanden, um Ängste, soziale Folgen und den persönlichen Umgang mit der Erkrankung zu thematisieren.
Die professionelle Unterstützung durch Psychotherapeuten oder Psychoonkologen kann hier eine hilfreiche Möglichkeit darstellen.
Viele Betroffene entscheiden sich aus verschiedenen Gründen trotzdem dazu, einen Heilpraktiker aufzusuchen. Hierbei empfiehlt es sich auf Folgendes zu achten:
- Wie viel fachlich fundierte Erfahrung hat der Heilpraktiker mit Krebstherapien?
- Wo und wie hat er sein Fachwissen erworben und erneuert er seine Kenntnisse regelmäßig?
- Lassen sich die Angaben des Heilpraktikers zu einzelnen Behandlungsvorschlägen durch seriöse Quellen überprüfen?
- Wirbt der Heilpraktiker nicht mit einer Heilungsgarantie?
- Ist die Kostenübersicht strukturiert und transparent?
Vorsicht sollte auf jeden Fall gewahrt werden, wenn offensichtlich versucht wird, mit der Angst der Patienten Geld zu verdienen. Hundertprozentige Heilungsversprechen sind beispielsweise nicht seriös.
Welche ergänzenden Möglichkeiten gibt es und wie evidenz-basiert sind diese?
Positives Denken
Ist positives Denken dazu geeignet, zur Krankheitsheilung beizutragen?
Eine aktuelle Studie mit sehr vielen Teilnehmerinnen zeigt: Zwar kann Krankheit unglücklich machen. Unglück scheint sich jedoch umgekehrt jedoch nicht auf die Sterblichkeitsrate auszuwirken – weder auf das Risiko, an Krebs zu sterben, noch auf das Sterberisiko durch eine Reihe weiterer Erkrankungen.
Quelle: www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/psyche.php
© 2019 Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum
0800–420 30 40 oder krebsinformationsdienst@dkfz.de
Wissenschaftliche Daten konnten also keinen Nachweis erbringen, dass positives Denken per se den Krankheitsverlauf beeinflussen kann. Ebenso wenig wie psychische Einflüsse auf die Krebsentstehung bestätigt werden konnten, konnten keine psychischen Einflüsse auf die Krebsbehandlung bestätigt werden.
Es wäre natürlich dennoch denkbar, dass positives Denken zum Heilungsverlauf beiträgt, indem Betroffene sich möglicherweise dadurch mehr bewegen, öfter an der frischen Luft aufhalten oder auf eine gesündere Ernährung achten; denn diese Faktoren wiederum könnten sehr wohl einen Einfluss haben.
Eine positive Betrachtungsweise ist aber nicht allen Betroffenen möglich und ein diesbezügliches „unter Druck setzen“ ebenso wenig nötig, wie Erfolg versprechend.
Sport
Gerade im Bereich der körperlichen Aktivität gab es in den letzten Jahren Studienergebnisse, die vielversprechende Zahlen hervorgebracht haben.
So verringert joggen beispielsweise signifikant die Brustkrebsmortalität.
Die Deutsche Krebshilfe hat umfangreiche Daten und Tipps zum Thema Sport und Krebs zusammengestellt.
Körperliche Aktivität ist zudem geeignet, Nebenwirkungen der Chemo- oder Antihormontherapie zu mildern, das Selbstbewusstsein zu stärken und so die Lebensqualität zu verbessern.
Körperliche Aktivität scheint tatsächlich auch direkten Einfluss auf die Entstehung von Krebs, den Verlauf einer Krebserkrankung und das Rückfallrisiko zu haben.
So geht die Krebsgesellschaft beispielsweise davon aus, dass sportlich aktive Menschen ein um 20-30 % reduziertes Risiko haben, an Krebs zu erkranken.
In einer weiteren Studie korrelierte eine halbe Stunde Bewegung am Tag mit einer um 33% geringeren Krebsmortalität.
Weitere, prospektive Beobachtungsstudien lassen den Schluss zu, dass körperliche Aktivität Tumorpatienten vor Rezidiven schützen kann.
Gesunde Ernährung
Die Deutsche Krebsgesellschaft gibt 10 Tipps für eine gesunde Ernährung:
- 1. Vielseitig essen
- 2. Gemüse und Obst – nimm „5 am Tag“
- 3. Vollkorn wählen
- 4. Mit tierischen Lebensmitteln die Auswahl ergänzen
- 5. Gesundheitsfördernde Fette nutzen
- 6. Zucker und Salz einsparen
- 7. Am besten Wasser trinken
- 8. Schonend zubereiten
- 9. Zeit nehmen und das Essen genießen
- 10. Achten Sie auf Ihr Gewicht und bleiben Sie in Bewegung
Übergewicht und ungesunde Ernährung gelten als Risikofaktoren für die Krebsentstehung.
Fundierte Informationen zur Ernährung bei Krebs findet man auch bei der Stiftung Perspektiven.
Es herrscht Einigkeit darüber, dass eine ungesunde Ernährung zur Krebsentstehung beitragen oder auf den Verlauf einer Krebserkrankung Auswirkung haben kann.
Es wäre jedoch falsch, den Umkehrschluss hieraus zu ziehen und bei Vorliegen einer Krebserkrankung den vergangenen Ernährungsgewohnheiten die Schuld hierfür zu geben. Krebs entsteht meist multifaktorell und ist selten auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen.
Zudem kann auch der Lebensstil einen wesentlichen Einfluss auf die Entstehung einer Tumorerkrankung haben.
Der Krebsinformationsdienst beleuchtet das Risiko Lebensstil sehr ausführlich und geht auf verschiedene Faktoren wie Alkohol, Schadstoffe, Solarium oder Hormone ein.
Sind sogenannte Krebsdiäten Möglichkeiten, die Heilung zu unterstützen?
Beispiel: ketogene Ernährung
Eine zeitlang herrschte ein gewisser Konsens darüber, dass Tumorzellen sich von Zucker ernähren und dass das Weglassen von Zucker, Krebswachstum hemmen könne. Hieraus gingen die Empfehlungen zur ketogenen Ernährung hervor, die sich dadurch auszeichneten, dass Zucker bzw. Kohlenhydrate, die vom Körper in Zucker umgewandelt werden, weggelassen werden.
Mittlerweile gibt es allerdings immer mehr Hinweise, dass durch die ketogene Ernährung Tumorzellen Resistenzen entwickeln und diese Ernährungsform somit sogar kontraproduktiv sein könnte, und die Tumorzellen infolge dessen sogar noch schneller wachsen könnten.
Amygdalin
(bittere Aprikosenkerne, „Vitamin B17“)
Bittere Aprikosenkerne bzw. Bittermandeln enthalten Blausäure und sind somit giftig und können unter Umständen tödlich wirken.
Keine seriöse Studie konnte bisher einen positiven Zusammenhang zwischen bitteren Aprikosenkernen und einem dadurch erzielten positiven Krankheitsverlauf zeigen.
Auch die Deutsche Krebsgesellschaft hat Daten zu dem sogenannten „Vitamin B17“ zusammengetragen und die Fakten aufgelistet.
Die Bezeichnung als „Vitamin B17“ ist übrigens irreführend, da es sich um kein Vitamin handelt. Es handelt sich hierbei um einen Phantesienamen und Amygdalin ist für den menschlichen Stoffwechsel kein essenzieller Stoff.
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor diesem gefährlichen Trend.
Das Ärzteblatt berichtet ebenfalls über Blausäurevergiftungen.
Homöopathie
Zum Wirkungsgedanken der Homöopathie ansich, auch unter Berücksichtiung bei Krebserkrankungen, findet sich hier ein lesenswerter Artikel des Informationsnetzwerks Homöopathie. Diesem Artikel kann man entnehmen, dass es keine wissenschaftlichen Nachweise gibt, dass Homöopathie wirkt.
Auch die Stiftung Perspektiven kommt in ihrer Stellungnahme zu dem Schluss, dass die vermeintlich positiven Wirkungen der Homöopathie auf den Placebo-Effekt zurückzuführen sind.
Natalie Grams beleuchtet hier ausführlich die Argumente der Homöpathie-Befürworter sowie deren Kritiker.
Passend hierzu ein Artikel zum Thema „Wer heilt, hat Recht.“
Grüner Tee
Ein bekanntes Beispiel dafür, dass auch bei vermeintlich harmlosen Substanzen aus der Natur Vorsicht gewahrt werden sollte, ist der grüne Tee. Eine zeitlang ging man davon aus, dass grüner Tee die Nebenwirkungen einer Chemotherapie mildern könnte, was ja durchaus ein gewollter Effekt ist. Schließlich führten Untersuchungen jedoch zu dem Schluss, dass grüner Tee nicht die Nebenwirkungen mildert, sondern die Wirkung der Chemotherapie negativ beeinflusst.
Stiftung Perspektiven hat auch zu grünem Tee ein Informationsblatt erstellt.
Ukrain
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt eindringlich vor der Anwendung von „Ukrain“, wie auch in diesem Bericht nachzulesen ist.
Siehe hierzu auch die Information des Krebsinformationsdiensts zu diesem Thema.
Bachblüten
Studien konnten keinen Hinweis auf die Wirksamkeit von Bachblütentherapien finden.
Die zugrundeliegenden Konzepte werden als pseudowissenschaftlich eingeordnet.
Kurkuma
Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Präparate, die Kurkuma enthalten.
Die Auswertung diverser Studien ergab, dass bisher keine Nachweisbarkeit positiver Effekte erbracht werden konnte.
Auch hierzu gibt es ein Informationsblatt der Stiftung Perspektiven.
Die Stiftung Perspektiven wird von Prof. Dr. med. Jutta Hübner geleitet, welche Professorin für Integrative Onkologie am Universitätsklinikum Jena ist. Gemeinsam mit ihrem wissenschaftlichen Team hat sie weitere Informationen zu folgenden Themen, im Hinblick auf möglichen Nutzen bei Krebserkrankungen, zusammengestellt. Diese Informationen zu folgenden Themen hier abrufbar.
- Akupunktur
- Aloe Vera
- Amygdalin
- Artemisia
- Betacarotin und Vitamin A
- Cannabis
- Curcumin
- Elektrohyperthermie
- Enzyme
- Folsäure
- Ginkgo
- Ginseng
- Glutamin
- Glutathion
- Granatapfel
- Graviola
- Grüner Tee
- Homöopathie
- Kolostrum
- Lycopin
- Mariendistel/Silymarin
- Medizinische Pilze
- Melatonin
- Mind-Body-Medizin
- Mistel
- Noni
- Omega-3-Fettsäuren
- Probiotika
- Qigong
- Quercetin
- Reiki
- Selen
- Tai Chi
- Traditionelle Chinesische Medizin
- Ukrain
- Vitamin C
- Vitamin D
- Vitamin E
- Weihrauch
- Yoga
- Zink
Im Folgenden soll auf die Möglichkeiten von Wahrnehmungsverzerrungen eingegangen werden, welche mitunter zu gefährlichen und falschen Schlussfolgerungen führen können:
Anekdoten-Argument: „XY hat es doch auch geholfen“
Einzelfallberichte sind generell nicht dazu geeignet, um pauschale Aussagen über die Wirksamkeit einzelner Behandlungsmethoden zu treffen.
Zudem sollte nicht unterschätzt werden, wie anfällig die menschliche Wahrnehmung für Irrtümer ist und diese von zu schnellen Schlussfolgerungen, Erwartungshaltungen oder logischen Fehlschlüssen verzerrt werden kann.
Scheinkausalität:
Häufig verwechseln Menschen Korrelation (etwas passiert gleichzeitig oder nacheinander) mit Kausalität (ein Ereignis löst ein anderes aus).
Wikipedia gibt einen Einstieg in das Thema Kausalität.
In dem Beitrag zur Scheinkorrelation wird beispielsweise ausgeführt, warum es zwar eine Korrelation zwischen der menschlichen Geburtenrate und der Storchenpopulation gibt, das eine Ereignis jedoch nicht durch das andere hervorgerufen wurde.
Weitere, mitunter lustige Beispiele für Scheinkorrelationen finden sich hier.
Hiermit soll verdeutlicht werden, dass bspw. Person XY möglicherweise hochdosiertes Vitamin C genommen und vielleicht als vom Krebs geheilt gilt. Dass aber das Eine noch längst kein Beweis für die Wirksamkeit des Anderen dartellt. Als weitere Ursachen wären beispielsweise das Durchlaufen der schulmedizinischen Behandlung, Zufall oder zahlreiche weitere Möglichkeiten denkbar.
Eminenzbasierung
Viele Personen neigen dazu, Informationen von Experten oder vermeintlichen Experten ungefragt zu übernehmen. Hiermit ist nicht gemeint, dass Expertenmeinungen grundsätzlich abgelehnt oder jedes Mal kritisch hinterfragt werden sollten. Vielmehr sollte die Möglichkeit bedacht werden, dass Fachleute trotz vorhandener oder angenommener Kompetenzen falsch liegen können. Die Autorität eines Fachmanns muss nicht zwingend einen hinreichenden Beweis für den Wahrheitsgehalt der Behauptungen darstellen.
Beispiel:
Ein Physiotherapeut hält einen Vortrag, den er als „Fachvortrag zum Thema Krebs“ betitelt. Hierin führt er aus, dass Krebspatienten fünf Jahre nach der Diagnose keine Massagen mehr in Anspruch nehmen dürfen.Die zuhörenden Personen sind erschüttert, dass ihnen das bisher niemand gesagt hat und beschließen, sich fortan nicht mehr massieren zu lassen.
Der Physiotherapeut mag als Fachman für Physiotherapie bezeichnet werden können, dennoch ist seine Aussage im Beispiel nicht richtig.
Hinweis auf die Natürlichkeit
„Dieses Mittel ist rein natürlich“ – diese Aussage wirkt auf viele Menschen anziehend. Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass Natürlichkeit per se weder gut noch schlecht ist. Auch die Natur hält mitunter giftige und sogar tödliche „natürliche Mittel“ bereit.
Placebo-Effekte
Ein Placebo ist ein Arzneimittel, was eigentlich gar keines ist, da es keinen Wirkstoff enthält.
Dennoch können Placebos beim Patienten etwas bewirken. Allein der Glaube an die Wirksamkeit könnte dazu führen, dass der Patient sich besser/beschützter fühlt und seine Sorgen dadurch abgemildert werden. Dies kann natürlich zu einem besseren Gesamtbefinden führen.
weiteres Beispiel:
Eine Mutter gibt ihrem weinenden Säugling nachts Globulis gegen Zahnschmerzen. Der Säugling beruhigt sich daraufhin. Die Mutter fühlt sich in der Wirksamkeit der Globulis bestätigt.
Mögliche Erklärungen hierfür wären beispielsweise:
- Der Säugling beruhigt sich durch die Zuwendung der Mutter.
- Die Mutter strahlt im Glauben an die Wirksamkeit der Globulis eine Sicherheit aus, von der sich der Säugling beruhigen lässt.
- Der Säugling beruhigt sich, weil er müde ist und sein Schlafbedürfnis hoch ist.
- Die Zahnschmerzen sind nicht so schlimm, so dass er einfach auffhört zu weinen.
Auch hier wird umfassend auf weitere Placeboeffekte eingegangen.
Pharma-Industrie als Schimpfwort
Die Pharma-Industrie genießt oft einen zweifelhaften Ruf. Einige Leute gehen sogar so weit und unterstellen der „Pharma-Industrie“, dass diese gar kein Interesse daran hätte, Krebs wirklich zu heilen, da sie ja hiermit ihr Geld verdienen würden.
Hierzu lässt sich sagen, dass auch die Pharma-Industrie, wie jedes andere wirtschaftliche Unternehmen auch, ein Interesse daran hat, Geld mit ihren Leistungen zu verdienen.
Auch Globulis werden ja nicht aus Nächstenliebe hergestellt, sondern weil jemand hieraus Profit schlagen möchte.
Die Skeptiker listen hier 10 Gründe auf, warum es keine sogenannte „Krebs-Verschwörung“ gibt.
„Die Wissenschaft weiß auch nicht alles.“
Nein, aber dieses Argument führt vom logischen Standpunkt aus betrachtet nicht zu einer automatischen Stärkung von beispielsweise der Alternativmedizin.
Außerdem entwickelt sich die Wissenschaft kontinuierlich weiter und ist als evidenz-basierte Methode dazu in der Lage, Fehler anzuerkennen und aus ihnen zu lernen.
So sagte Dr. Otto Warburg (Träger des Medizinnobelpreises) im Jahre 1931 „Keine Krankheit kann in einem basischen Mileu entstehen. Nicht einmal Krebs“.
Diese Aussage entspricht längst nicht mehr aktuellen Erkenntnissen und ich persönlich bin froh, dass die Wissenschaft heute nicht mehr auf dem Stand von vor 90 Jahren ist, da ich ansonsten vermutlich bereits tot wäre.
(zur basischen Ernährung gibt es auch Informationen vom Krebsinformationsdienst. Auch in diesem Artikel wird auf die basische Ernährung nochmal eingegangen).
„Die Schulmedizin tötet Krebspatienten„
Richtig wäre zu sagen, dass die Krebserkrankung Krebspatienten tötet.
Was aber tatsächlich töten kann, sind unkonventionelle Krebstherapien.
Ich möchte mich komplementär/alternativ behandeln lassen. Wie erkenne ich seriöse Behandler?
Eine alternative Krebsbehandlung, die konventionelle Methoden strikt ausschließt, ist entspricht keiner Evidenzbasierung.
Die Behandlung durch komplementäre Methoden kann Sinn machen.
Wenn beispielsweise ein Selen- oder Vitamin D-Mangel vorliegt, lohnt es sich den empfohlenen Spiegel anzustreben.
Wenn Heilpraktiker, Ärzte oder Internetseiten beispielsweise mit folgenden Aussagen werben, empfiehlt es sich, die Seriosität infrage zu stellen:
- Verwendung pseudomedizinischer Begriffe
- Mittel wird als „Geheimkur“ angepriesen.
- Mittel wird zur Behandlung einer Reihe verschiedener Erkrankungen empfohlen („Allheilmittel„).
- Nachweis der Wirksamkeit wird durch unklare Daten untermauert (keine nachprüfbaren Quellenangaben).
- Das Produkt sei nur für kurze Zeit erhältlich, so dass man „schnell zuschlagen“ müsse.
- Das Mittel wird als „wissenschaftlicher Durchbruch“ angepriesen und im gleichen Atemzug werden merkwürdige Argumente angeführt, warum es sich nicht um ein zur Krebsbehandlung zugelassenes Medikament handelt.
- Es wird mit Einzelfallgeschichten geworben, die über die angebliche Heilung berichten.
- Es wird an die Angst der Patienten appelliert und Heilung versprochen.
- Es wird empfehohlen, die konventionelle Krebstherapie abzubrechen.
Fazit:
Die Daten sprechen eindeutig gegen eine alternative Behandlung, die schulmedizinische Behandlungen komplett ausschließt.
Der Wunsch nach komplementären Behandlungen, um die Schulmedizin zu ergänzen, ist hoch. Hierbei spielt auch die Selbstbestimmtheit der Patienten und das Gefühl, selber etwas tun zu können und sich somit der Erkrankung weniger ausgeliefert zu fühlen, eine Rolle.
Es ist ratsam, sich vorab kritisch über mögliche komplementäre Maßnahmen zu informieren und diese mit dem Arzt abzustimmen.